Follikuläres Lymphom (FL)
-
Charakterisierung und Ursache
Das follikuläre Lymphom (FL) ist eine maligne Erkrankung der B-Zell-Reihe des lymphatischen Systems. Die WHO klassifiziert das FL histologisch in die Grade 1,2,3A und 3B, wobei Grad 1-3A den indolenten, Grad 3B den aggressiven Lymphomen zugeordnet werden.
Mit einem Durchschnittsalter von >60 Jahren tritt die Erkrankung vor allem im höheren Lebensalter auf und ist durch ein individuell sehr heterogenes klinisches Erscheinungsbild und eine stark variierende Prognose gekennzeichnet.1
Die Ursache für ein FL ist bisher nicht bekannt, jedoch ist bei fast allen Fällen eine charakteristische Chromosomentranslokation nachweisbar. Epidemiologische Studien deuten darauf hin, dass bestimmte Umgebungsfaktoren das Erkrankungsrisiko erhöhen können.
-
Klinisches Bild und Diagnose
Das follikuläre Lymphom zeichnet sich zu Beginn häufig durch einen asymptomatischen Verlauf aus. Erste Anzeichen sind meist schmerzlose Lymphknotenvergrößerungen. Daneben treten bei einigen Patient:innen auch unspezifische Beschwerden wie Müdigkeit, Appetitlosigkeit, Übelkeit, Sodbrennen oder eine erhöhte Anfälligkeit für Infekte auf. Darüber hinaus zeigt ein Teil der Betroffenen B-Symptome, dazu zählen Nachtschweiß, Gewichtsverlust und Fieber.
Die histologische Diagnose erfolgt meist auf der Basis einer vollständigen operativen Entfernung des verdächtigen Lymphknotens, alternativ auch auf Basis einer Lymphknotenbiopsie.
Neben der histologischen, ist auch eine weiterführende ausführliche Diagnostik zur Einordnung (staging) vor Therapiebeginn essenziell, da die Therapie der indolenten Lymphome vom Ausbreitungsstadium abhängt. Zu den gängigen Untersuchungen bei Diagnosestellung gehören laut S-3 Leitlinie2:
- Anamnese
- körperliche Untersuchung
- Computertomografie von Hals, Thorax, Abdomen mit Kontrastmittel (wenn möglich)
- gegebenenfalls ergänzend Sonografie
- Knochenmarkstanzbiopsie und -aspirat
- laborchemische Untersuchungen:
- Blutbild – einschl. Differenzialblutbild
- Laktat-Dehydrogenase
- Leber- und Nierenwerte
- β2-Mikroglobulin
-
Therapie
Seit Juni 2022 steht eine neue Therapieoption mit einem bispezifischen Antikörper als Monotherapie zur Verfügung. Die Therapie des follikulären Lymphoms richtet sich nach dem Ausbreitungsstadium gemäß Ann-Arbor-Klassifikation. In den fortgeschrittenen Stadien III und IV wird zusätzlich die klinische Symptomatik in die Therapieentscheidung mit einbezogen.
Bei den frühen Stadien I und II wird in der Regel eine Strahlentherapie, mit Aussicht auf eine dauerhafte Heilung, angewandt. Eine weitere Therapieoption stellt eine Bestrahlung in Kombination mit einer Antikörpertherapie, in seltenen Fällen auch mit einer Chemotherapie, dar.In fortgeschrittenen Stadien gilt das FL als eine nicht heilbare Erkrankung. Ziel der Therapie ist es, krankheitsbedingte Symptome zu lindern sowie das progressionsfreie Überleben und soweit möglich das Gesamtüberleben zu verlängern. Zeitpunkt und Wahl der Therapie sind u.a. von der klinischen Symptomatik, dem klinischen Verlauf und der individuellen Situation des Patienten abhängig. Als Behandlungsstandard in der Erstlinie gilt die Immunchemotherapie, eine Kombination eines Anti-CD20-Antikörpers mit einer Chemotherapie, gefolgt von einer sogenannten Erhaltungstherapie mit dem Anti-CD20-Antikörper allein. In der Rezidivtherapie kann je nach Krankheitssituation erneut eine Immunchemotherapie erfolgen oder die chemotherapiefreie Kombination eines Anti-CD20-Antikörpers mit zielgerichteten Substanzen oder auch verschiedene Monotherapien.
-
Referenzen
- Zoellner A et al., Clinical practice guideline: Follicular lymphoma—diagnosis, treatment, and follow-up. Dtsch Arztebl Int 2021; 118: 320–5.
- Leitlinienprogramm Onkologie (Deutsche Krebsgesellschaft, Deutsche Krebshilfe, AWMF): S3-Leitlinie Diagnostik, Therapie und Nachsorge für Patienten mit einem follikulären Lymphom, Kurzversion 1.0, 2020, AWMF-Registernummer: 018/033OL, https://www.leitlinienprogramm-onkologie.de/leitlinien/follikulaeres-lymphom/ (abgerufen am: 05.04.2022)