„Flipping the pyramid“: Hocheffektive MS-Therapie von Beginn an
Die aktuelle Studienlage stützt den frühen Einsatz hocheffektiver Therapien bei schubförmiger Multipler Sklerose (RMSa), da dadurch Krankheitsprogression von Beginn an effektiv und langfristig verzögert wird.1-5
MS-Experte Gavin Giovannoni fordert daher eine Umkehr der bisherigen Behandlungsstrategie.6 Dass der direkte Einsatz einer hocheffektiven Therapie zu Beginn der MS einen langfristigen Vorteil bedeuten kann, zeigen auch die 9-Jahresdaten der OPERA 1st-Line Subgruppenanalyse.1
Paradigmenwechsel: Umdenken bei MS-Therapie gefordert
Die Frage nach der bestmöglichen Behandlungsstrategie bei MS ist nach wie vor ein viel diskutiertes Thema. Zuletzt forderte MS-Experte Dr. Gavin Giovannoni im Rahmen einer Hot-Topic-Session auf dem ECTRIMS-Kongress 2022 einen Paradigmenwechsel in der MS-Therapie durch den Einsatz hocheffektiver verlaufsmodifizierender Therapien (Disease Modifying Therapies, DMT) in der 1st Line.6 Die MS von Anfang an mit einer hocheffektiven DMT zu behandeln, scheint nach aktueller Datenlage langfristig zu verbesserten Therapieerfolgen zu führen. Dennoch setzt sich dieser Behandlungsansatz in der Praxis nur langsam durch, erklärte Giovannoni.6
Ein weiterer zu berücksichtigender Aspekt ist, dass die schubunabhängige Progression (PIRA) auch bei RMS wesentlich zum Fortschreiten der Erkrankung beiträgt– und das von Beginn an, obwohl sie klinisch noch nicht sichtbar ist. Dies zeigen klinische und Real-World-Studien zunehmend.7-10
Giovannoni sprach sich unter dem Schlagwort „Flipping the Pyramide“ klar für den 1st Line Einsatz von hocheffektiven MS-Medikamenten aus, unabhängig von der Aktivität der MS.6
Flipping the pyramid: Einsatz von hocheffektiven DMTs von Anfang an
Untertherapie der MS vermeiden
Giovannoni begründet seine Forderung damit, dass für einen Großteil der MS-Betroffenen moderat wirksame Medikamente nicht ausreichen, um die Krankheitsaktivität frühzeitig zu unterdrücken. Viele Patient:innen laufen bei dieser Strategie also Gefahr, untertherapiert zu werden.
Der direkte Einsatz von hochwirksamen Medikamenten erhöhe dagegen die Wahrscheinlichkeit für einen Behandlungserfolg, so Giovannoni, was auch aktuelle Studien belegen.2,3,5
a RMS (schubförmige MS) = schubförmig remittierende MS (RRMS+) und sekundär progrediente MS (SPMS++) mit aufgesetzten Schüben.
+ RRMS (schubförmig remittierende Multiple Sklerose) mit aktiver Erkrankung, definiert durch klinischen Befund oder Bildgebung.
++ SPMS (sekundär progrediente MS) = Verlaufsform, die aus einer schubförmig remittierenden MS (RRMS) hervorgeht, bei der die akut-entzündliche Aktivität in Form abgrenzbarer Schübe immer seltener wird oder ganz fehlt. Die neurodegenerativen ZNS-Veränderungen dominieren immer stärker und die Behinderung nimmt ständig zu. Wird die SPMS weiterhin von Schüben begleitet, spricht man von einer rSPMS (sekundär progrediente MS mit aufgesetzten Schüben).
b NEDA: Freiheit von (gemäß den NEDA-Kriterien definierter) Krankheitsaktivität. Die NEDA-3-Kriterien sind definiert als das Fehlen von Schüben, Behinderungsprogression (gemäß NEDA-Definition), neuen oder sich vergrößernden T2-Läsionen und Gadolinium-anreichernden (Gd+)-T1-Läsionen.
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Referenzen
- Cerqueira J et al., AAN 2023; Oral Presentation S46.002
- Iaffaldano P et al., Ther Adv Neurol Disord 2021; 14:1
- Harding K et al., JAMA Neurol 2019; 76:536
- He A et al., Lancet Neurol 2020; 19:307–16
- Spelman T et al., JAMA Neurol 2021; 78:1197–1204
- Giovannoni G., ECTRIMS 2022; Oral Presentation O007
- Kappos L et al. JAMA Neurol 2020; 77:1-9 (p=0,029)
- Cree BA et al., AnnNeurol 2019; 85(5): 653−666
- Tur et al., JAMA Neurology 2023 ; 80(2), 151–160
- Kappos L et al., EAN 2020; Oral presentation O2034
- Hauser SL et al., ECTRIMS 2022; P326
- Giovannoni G et al., ECTRIMS 2021; P723
- Hemmer B. et al., Diagnose und Therapie der Multiplen Sklerose, Neuromyelitis-optica-Spektrum-Erkrankungen und MOG-IgG-assoziierten Erkrankungen, S2k-Leitlinie, 2023, in: Deutsche Gesellschaft für Neurologie (Hrsg.), Leitlinien für Diagnostik und Therapie in der Neurologie. Online: www.dgn.org/leitlinien (abgerufen am 27.07.2023)
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