

Covid-19 und Alzheimer
Kopfschmerzen, Konzentrationsstörungen, Gedächtnisprobleme: Mit dem Ausbruch der Covid-Pandemie war rasch deutlich, dass das SARS-CoV-2-Virus auch neurologische Auswirkungen hat. Für degenerative Gehirnkrankheiten wie die Alzheimer-Krankheit stellen sich nun Fragen wie: Was passiert im Gehirn von Covid-Erkrankten? Ist das Coronavirus ein Risikofaktor für Alzheimer? Könnte die Pandemie Auswirkungen auf die Suche nach neuen Therapieansätzen haben?
Hier steckt die Wissenschaft noch in den Anfängen, aber was bisher entdeckt wurde, ist spannend: So könnte es einen Zusammenhang zwischen dem genetischen Risiko für die Alzheimer-Krankheit und der Anfälligkeit für schwere Covid-19-Verläufe geben.1 Ein spezifischer Genabschnitt (der sogenannte OAS-Locus) war bereits als Risikofaktor für die Alzheimer-Demenz bekannt und ist kürzlich auch mit dem Coronavirus in Verbindung gebracht worden.
Außerdem gibt es Hinweise darauf, dass bei Covid- und Alzheimer-Patient:innen ähnliche pathophysiologische Vorgänge ablaufen.2 Bei beiden Erkrankungen kann es beispielsweise zu Symptomen wie Geschmacks- und Geruchsverlust kommen und Entzündungsmarker wie spezifische Interleukine können erhöht sein. Auch der Alzheimer-Biomarker Amyloid Beta kann bei Covid-19-Patient:innen erhöht sein.3,4
Erhöhtes Alzheimer-Risiko nach Covid-Infektion?
Eine Studie aus Dänemark deutet auf ein leicht erhöhtes Alzheimer-Risiko bei Covid-19-Patient:innen hin: Ein Jahr nach der Infektion wurde bei Covid-19-positiven Personen Alzheimer 3,4-mal häufiger diagnostiziert als bei negativ Getesteten.5 Auch hier vermuten die Autor:innen einen Zusammenhang zur Akkumulation von Beta-Amyloid-Peptiden im Gehirn. Andere Studien weisen ebenfalls auf die Verschlimmerung einer bestehenden Alzheimer-Krankheit6 bzw. auf eine Erhöhung des Demenzrisikos nach einer Infektion mit dem Coronavirus hin.7,8
Aufgrund des langen zeitlichen Verlaufs und der komplexen Pathophysiologie von Alzheimer sind gesicherte Aussagen zu den Zusammenhängen zwischen der Gehirnerkrankung und Covid momentan nur bedingt möglich. Doch von der Forschung entdeckte Gemeinsamkeiten zwischen den Krankheiten könnten die Suche nach effektiven Therapieansätzen in Zukunft erleichtern.2
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Referenzen
- Magusali N et al. A genetic link between risk for Alzheimer's disease and severe COVID-19 outcomes via the OAS1 gene. Brain. 2021 Dec 31;144(12):3727-3741. doi: 10.1093/brain/awab337.
- Rahman MA et al. Neurobiochemical Cross-talk Between COVID-19 and Alzheimer's Disease. Mol Neurobiol. 2021 Mar;58(3):1017-1023. doi: 10.1007/s12035-020-02177-w.
- Frontera JA et al. Comparison of serum neurodegenerative biomarkers among hospitalized COVID-19 patients versus non-COVID subjects with normal cognition, mild cognitive impairment, or Alzheimer's dementia. Alzheimer´s & Dementia. First published: 13 January 2022.
- Ziff OJ et al. Amyloid processing in COVID-19 associated neurological syndromes. J Neurochem. 2022 Feb 8.
- Frequency of neurological diseases after COVID-19, influenza A/B and bacterial pneumonia, presented at the EAN Congress 2022. doi: 10.3389/fneur.2022.904796.
- Chiricosta L et al. SARS-CoV-2 Exacerbates Beta-Amyloid Neurotoxicity, Inflammation and Oxidative Stress in Alzheimer's Disease Patients. Int J Mol Sci. 2021 Dec 19;22(24):13603. doi: 10.3390/ijms222413603.
- 6-month neurological and psychiatric outcomes in 236 379 survivors of COVID-19: a retrospective cohort study using electronic health records. Taquet M et al. The Lancet Psychiatry, Volume 8, Issue 5, 416-427.
- Fotuhi M et al. Neurobiology of COVID-19. J Alzheimers Dis. 2020;76(1):3-19. doi: 10.3233/JAD-200581.